Pädagogisches Konzept

Einleitung
Jeder, der sich an die eigene Kindheit erinnert, weiß, dass es für Kinder kaum etwas Schöneres gibt, als sich draußen ohne Zeitdruck und Einengung bewegen zu können.
Da Kinder heute immer weniger die Möglichkeit haben, dies selbstständig zu tun, haben wir uns als „Raum“ für unsere Spielgruppe den Wald ausgesucht. So können unsere Kinder die Natur mit ihrer Schönheit und Vielfalt schon im Spielgruppenalter kennen und lieben lernen. Der Wald als Erfahrungs- und Erlebnisraum bietet unzählige Möglichkeiten des Spielens und des Lernens mit allen Sinnen.

Bewegung und Verstand
Durch laufen, springen, hüpfen etc. werden Kraft und Ausdauer der Kinder gestärkt. Die Koordination der Körperteile, der Gleichgewichtssinn und die Empfindungen für die eigenen Bewegungen werden beim Klettern über umgefallene Baumstämme, beim Balancieren und Robben geschult. Auf diese Weise schulen die Kinder ihre motorischen Fähigkeiten ohne eine speziell dafür konstruierte Bewegungsstätte. Durch das Spielen in der Natur hat das Kind die Möglichkeit, Vertrauen zu seinen eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und kann ein erweitertes Verständnis von sich selbst in Verbindung mit seiner umgebenen Welt aufbauen, das ihm Sicherheit im Umgang mit ihr gibt.

Sinneswahrnehmung
Der Wald schenkt unseren Kindern eine unverfälschte Erfahrung für alle Sinne: Riechen, Schmecken, Sehen, Hören und Fühlen. Die Natur bietet Sinnesreize in vielfältiger Weise. Jeder Stock hat eine andere Oberfläche. Modriges Holz riecht anders als frisches geschlagenes. Das Moos auf dem Waldboden ist weich. Die Schritte im Laub sind hörbar. Kinder lernen anders als Erwachsene. Sie müssen zuerst sehen, berühren und erleben, bevor sie Erklärungen aufnehmen können.
Es ist nicht wichtig, möglichst viele Baum-, Kräuter- oder Vogelnamen zu kennen. Viel wichtiger ist es, die Kinder zum genauen Beobachten und Fragen anzuregen. Diese neugierige, fragende Grundhaltung nimmt das Kind mit in die Schule.

Naturerleben
Durch das unmittelbare Erleben der Natur mit allen Sinnen wird auch die Seele des Kindes angesprochen. Das Kind hört oder sieht nicht nur etwas über die Jahreszeiten, es spürt.

Die Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter werden in ihren unterschiedlichen Qualitäten erlebt. Im Wald können sich die Kinder unmittelbar als Teil der Natur erleben bzw. erfahren und eine individuelle Beziehung zu ihr aufbauen. Sie erhalten einen ursprünglichen Zugang, wodurch die Natur einen Eigenwert erhält, der unabhängig von ihrem Nutzen für den Menschen ist. Die Kinder machen im Wald die Erfahrung,
ohne Eigenleistung etwas zu erhalten: die Freude über einen Käfer, der auf dem Ärmel gelandet ist oder das Staunen über die unerwarteten, durch den Jahreszeitenwechsel bedingten Veränderungen an einem Ort.

Die Sensibilisierung der Sinne, das Hervorrufen von Neugier und Gefühlen ermöglicht den Aufbau einer positiven emotionalen Beziehung zur Natur als Grundlage für einen späteren verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit ihr.

Kreativität
Der Wald schenkt unseren Kindern natürliches Spielmaterial. Kreativität und Phantasie werden angeregt. Aus einem Ast wird der Bohrer, mit dem die Waldhöhle ausgebessert wird, ein umgekippter Baum dient als Ladentisch. Tannenzapfen, Blätter, Rindenstücke, Federn werden zu Lebensmitteln, die im Laden angeboten werden.

Körperliche Gesundheit
Die körperliche Gesundheit der Kinder wird durch den ständigen Kontakt mit der Natur gefördert. Bei Wind und Wetter ausgesetzt zu sein härtet ab und fördert die Gesundheit. Das Immunsystem wird langfristig gestärkt, körperliche Ausdauer, hohe Beweglichkeit und Konzentrationsfähigkeit nehmen zu.

Persönlichkeitsentwicklung und Sozialerziehung
Das Sozialverhalten und der Gemeinschaftssinn in der Gruppe können durch den Aufenthalt im Wald positiv beeinflusst werden. Die veränderte Umgebung fordert andere bzw. neue Verhaltensweisen und Kooperation untereinander heraus. Absprachen sind notwendig und die Vorteile des gemeinsame Handelns werden erkannt.
Die Gruppe wird als wichtig empfunden, da in der Natur schwierige Situationen zu meistern sind, die in der Gruppe leichter fallen, z.B. das Überqueren eines Baches oder das Besteigen eines Hügels. Gleichzeitig muss jeder lernen, zu warten bis er an der Reihe ist, Rücksicht zu nehmen auf die langsameren Kinder.

Rhythmisch-musischer Bereich
Gerade in der Natur können die Kinder zuerst beobachten und dann (rhythmisch) nachahmen und hören wie z.B. ein Blatt zur Erde fällt, sich ein Baum im Wind wiegt, eine Biene von Blume zu Blume fliegt, Tiere sich bewegen und anhören. Natürlich werden auch Lieder und Fingerspiele geübt.