Wald- und Naturpädagogik

Der Wald – Symbol des Lebens
Nur allzu leicht vergessen wir, dass unsere Wälder trotz der starken Veränderungen und manchmal Verunstaltungen, die der Mensch verursacht hat, auch heute noch die unsere ursprünglichen Natur nächsten Lebensräume sind. Sie sind fast überall zugänglich undohne großen Aufwand erreichbar.
Der Wald hat also nicht nur biologisch Bedeutung für uns, sondern steht als Symbol des Lebens schlechthin, für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. In dem Maße, in dem es uns gelingt, auch den inneren Zugang zum Wald zu finden, den allgemeinen Lebensraum Wald als persönlichen Erlebnisraum Wald zu gestalten, erfahren wir dieses Wohlbefinden in seiner ganzen Fülle und können es als Eltern und ErzieherInnen unseren Kindern weitervermitteln.

Was will uns die Waldpädagogik vermitteln?
Oberstes Ziel der Waldpädagogik ist es, das Bewusstsein und das Gefühl, das Interesse und das Verständnis für den Wald bei Kindern und Erwachsenen zu wecken und sie mit diesem Erlebnisraum vertraut zu machen. Das Spiel in der freien Natur fördert die körperlichen Fähigkeiten und lässt die Kinder selbst ihre Grenzen erkunden und achten. Das bewusste Erleben der Natur lehrt die Kinder achtsam mit ihr umzugehen.

Ziele der Waldpädagogik
Die Natur bietet ein Feld für unmittelbare Lebenserfahrungen:

  • Die Abläufe im jahreszeitlichen Naturkreislauf werden unmittelbar erlebt. Das Kind erlebt die Jahreszeiten unmittelbar: Frühling, Sommer, Herbst und Winter in ihren unterschiedlichen Qualitäten.
  • Die Kinder können sich spontan und frei im Wald bewegen. Sie erleben dadurch Möglichkeiten und Grenzen ihrer Körperlichkeit. Dass es für Kinder kaum etwas Schöneres gibt, als sich draußen ohne Zeitdruck und Einengung bewegen zu können.
  • Alle fünf Sinne des Kindes – Fühlen, Hören, Riechen, Schmecken und Sehen – werden in einer Differenziertheit angesprochen. Das Kind lernt vorwiegend über das eigenständige Tun, Erproben, Erfinden und Erleben.
  • Die Förderung im psychomotorischen Bereich, Kinder, die in ihrer Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt sind, trauen sich weniger zu. Kinder, die in ihrer Kindheit auf Bäume klettern konnten und gelernt haben, hinzufallen, ohne sich dabei zu verletzen, gewinnen Sicherheit und Selbstbewusstsein.
  • Verweilen können, ein Kennzeichen unserer Zeit ist es, keine Zeit zu haben, von einem Termin zum anderen zu hetzen, mit dem Kind an der Hand oder im Auto. Wichtige Termine in einem verplanten Alltag – was sind dagegen eine Baumwurzelhöhle, die zum Spielen und Entdecken anregt, das Beobachten einer Ameisenstraße, das Steinchensammeln am Wegesrand?
  • Die Fantasie des Kindes kann sich frei entfalten. Aus einem Ast wird der Bohrer, mit dem die Waldhöhle ausgebessert wird, ein umgekippter Baum dient als Ladentisch. Tannenzapfen, Blätter, Rindenstücke, Federn werden zu Lebensmitteln, die im Laden angeboten werden.
  • Zur ganzheitlichen Erziehung im Wald gehören selbstverständlich die rhythmischen-musikalische Erziehung und die Vermittlung von Schätzen der Kultur wie Märchen und Geschichten. Lieder, Fingerspiele, Reime und vieles andere finden in der Waldspielgruppe genauso ihren Platz.
  • Die Stille wird erfahrbar. Stille ist in der heutigen Zeit ungewohnt, aber von unschätzbarem Wert.
  • Feuer, Wasser, Luft und Erde gehören zu den existentiellen Lebensgrundlagen des Menschen.
  • Die soziale Erziehung. Eigene Interessen zu erkennen und zu vertreten, einander zu helfen, Rücksicht zu nehmen und Verständnis zu haben, Geduld zu entwickeln und anderen zuzuhören.
  • Der Kindergarten ohne Tür und Wände bewirkt, dass sich Aggressionen im Körper gar nicht erst anstauen. Der Wald bietet Möglichkeiten, sich abzubauen und in Kreativität umzuwandeln.
  • Wind und Wetter ausgesetzt zu sein härtet ab und fördert die Gesundheit.